Die gründerzeitliche Stilepoche
ab der Reichsgründung 1871 bis in die Anfänge des zwanzigsten Jahrhunderts
In traditioneller Bauweise sind in kurzer Zeit, i.d.R. in Form von Blockrandbebauungen, ganze Stadtquartiere neu entstanden. Die wesentlich vom Mauerziegelformat bestimmte Ausführung, folgt dabei im Grundsatz einfachen, immer gleichen Konstruktionsprinzipien und Materialität. Insbesondere durch repräsentative, meist sehr aufwändig gestaltete Straßenfassaden gelingt es dabei eine gefühlte Vielfalt und Einzigartigkeit der Gebäude zu erzeugen.
Im historischem Bestand entsprechen die Bauten grundsätzlich den hygienischen Mindestwärmeschutzanforderungen. Problematisch sind lediglich geschwächte Mauerwerksdicken, z.B. Brüstungsnischen im Bereich der Fensterachsen, Erkerausbildungen aus Langlochziegeln und häufig auch freistehende Seitenflügelgiebel mit geringerer Mauerwerksstärke in den oberen Etagen.
Dach
begehbares Kaltdach, zimmermannsmäßiger Abbund auf Holzbalkendecken
Fenster
i.d.R. Kastenfenster, in untergeordneten Räumen, wie Bad, Kammer, Treppenhaus Einfachfenster
Außenwände
normformatiges Vollziegelmauerwerk
Warmwasser
ursprünglich über Herd (Holz, Kohle)
Kellerdecke
massiv, Varianten von Stahlstein-, verschiedenster Füllkörperdecken, regional auch als preußische Kappe
Heizung
ursprünglich einzelnstehende Kachelöfen
Lüftung
küchenseitig, Gruppen gemauerter Abluftzüge
badseitig als Fensterlüftung, meist schachtartig oberhalb der Speisekammern hofseits angebunden
Im Rahmen komplexer energetischer Sanierungsmaßnahmen sind für diese Gebäudetypologie gute bis sehr gute Energiestandards ohne weiteres erreichbar. Die Maßnahmen sollten aber immer bezüglich bedenklicher Überformungen der erhaltenswerten Bausubstanz abgewogen werden.